Dorfkernentwicklung Schiers, Forum 1, Mai 2022

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Am 23. Mai 2022 fand das erste Forum «Dorfkernentwicklung Schiers 2025 / Grüe Land» statt. Vertreter der Gemeinde Schiers und der Bürgergemeinde diskutierten im ersten von drei öffentlichen Foren mit rund 60 Interessierten, was der Dorfkern leisten soll und welche Rolle das Areal «Grüe Land» der Bürgergemeinde in der zukünftigen Entwicklung spielen kann. Die Veranstaltungsreihe ist Teil des Modellvorhabens «Wohnraumstrategie für Senioren und andere Neustarter».

1. Teil, Präsentation und Diskussion der Erwartungen an die Dorfkernentwicklung

Einführend informierte Gemeindepräsident Ueli Thöny über den Stand von Bauprojekten und Planungsprozessen. Urs Widmaier erläuterte, dass die Bürgergemeinde als Eigentümerin das Areal nur für ein Projekt bereitstellt, das für Schiers einen klaren Mehrwert schafft. Christian Brütsch und Joëlle Zimmerli, die das Modellvorhaben mit der Region Prättigau/Davos umsetzen, stellten Ergebnisse aus zwei Befragungen vor, die sie 2021 unter Arbeitstätigen in Schiers und Eigentümern von Parzellen im Dorfkern durchgeführt hatten.

Im Plenum wurde engagiert über die Erwartungen an die Dorfkernentwicklung diskutiert. Es besteht ein breiter Konsens, dass der Strassenraum und das Verkehrsregime unbefriedigend sind. Auch wenn die Gemeinde hier nur wenig bewirken kann, soll sie sich, wo immer möglich, für Verbesserungen und eine Verkehrsberuhigung einsetzen.

Als Einstieg in die Diskussion, was trotz der Verkehrssituation möglich und wünschenswert wäre, wurden mit Hilfe einer interaktiven Befragung folgende Fragen diskutiert:

  • Was gehört zum Dorfkern? Kann eine Entwicklung auf dem Grüe Land dem Dorf ein neues Zentrum geben?
«Achsen»«Achsen mit Nebenstrassen»«Grösseres Gebiet»

Die Mehrheit versteht den Dorfkern als grösseres Gebiet. Für viele konzentriert er sich aber um die Bahnhof- und die Dorfstrasse. In den Diskussionen zeigt sich, dass der Dorfkern neu gedacht und breiter gefasst werden muss, wenn Schiers abseits der Verkehrsachsen belebt werden soll.

    • Wofür wird der Dorfkern (wie häufig) genutzt?
      Am häufigsten für Einkäufe für den täglichen Bedarf, seltener um Freunde oder Bekannte zu treffen und nur ausnahmsweise zum Einkehren. Aus den Diskussionen wird klar, dass viele nicht mehr ins Dorf gehen, weil es dort heute zu wenig (passende) Angebote gibt.

      • Welche Entwicklungen im Dorfkern machen einen Unterschied? Wie wichtig sind Gastroangebote, Dorfbild und öffentliche Raum?
        Es gibt einen breiten Konsens, dass sich Schiers einen Ruck geben muss: der öffentliche Raum muss aufgewertet werden, es braucht ein breiteres und moderneres Gastroangebot und niederschwellige Treffpunkte. Wohnen im Dorfkern hat eine tiefere Priorität. In der Diskussion wird bezahlbarer Gewerberaum für einheimische Betriebe gefordert.

      • Was darf im Dorfkern nicht passieren?
        Eine grosse Befürchtung ist, dass die letzten Angebote verschwinden und sich der Dorfkern zu einer leblosen Wohn- und Bürokulisse entwickelt. Befürchtet wird auch, dass der Dorfkern zugebaut und Flächen versiegelt werden.
      • Was beschäftigt zum Thema Wohnen?
        Es braucht mehr altersgerechte und bezahlbare (moderne) Wohnungen, ein Viertel wünscht sich gemeinschaftsorientierten Wohnraum, einzelne spielen mit dem Gendanken, aus Schiers wegzuziehen.

      • Welches der folgenden Bauprojekte finden Sie interessant?
        Für eine Mehrheit sind Bauprojekte kein Thema; unter denjenigen, die sich für (unkonventionelle) Bauprojekte interessieren, sind Genossenschaftsprojekte am populärsten, dicht gefolgt von Investorenprojekten mit Mitwirkung und Generationenprojekten.

2. Teil, Diskussion von Ideen für die Dorfkernentwicklung und das Grüe Land in Gruppen

Im zweiten Teil der Veranstaltung diskutierten die Teilnehmenden in zwei Gruppen, was im Dorfkern und auf dem Grüe Land möglich sein sollte. Erkenntnisse sind:

 

      • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wünschen sich ein schöneres Dorf: damit Privateigentümer mehr investieren, braucht es Anreize und Druck, und ein grösseres Engagement von allen.
      • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen im Dorfkern mehr machen: Für ein belebtes Dorf braucht es Gewerbe und Gastronomie. Angebot müssen aus dem Engagement und der Initiative der Dorfbevölkerung entstehen. Sie müssen zu Schiers passen.
      • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen den Dorfkern anders erleben: es braucht Begegnungsräume und Treffpunkte, die nicht vom Verkehrsregime beeinträchtigt werden, und die das Dorf auch für die Einwohnerinnen und Einwohner in den Fraktionen wieder attraktiv machen.
      • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sich nicht einig, was auf dem Grüe Land entstehen soll. Auch die Ansichten zum Entwicklungstempo und zum Angebot gehen auseinander. Für die einen soll das Land als Reserve für künftige Generationen freigehalten werden. Für andere ist eine Bebauung mit einem öffentlich zugänglichen Freiraum, gewerblichen Nutzungen und bezahlbarem Wohnraum denkbar.
      • Breiten Rückhalt erhält die Idee, mit einer Zwischennutzung zu starten und auszuprobieren, welche Treffpunktangebote funktionieren könnten. Auf dem Grüe Land soll kein überstürztes Projekt realisiert werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind bereit, sich für eine Zwischennutzung zu engagieren. Interessant wären auch Inputs von aussen.
      • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutieren auch, ob ein Treffpunkt nicht grösser gedacht werden muss, und welche angrenzenden Räume einbezogen werden könnten: z.B. der oberirdische Parkplatz des Spitals, der in eine Tiefgarage verlegt werden könnte.

Ausblick

Im Forum 2 vom 22. Juni 2022 soll vertieft werden, wie Nutzungen oder Zwischennutzungen aussehen könnten und wie Prozesse gestaltet werden können, damit erfolgversprechende gute Ideen entwickelt und passende Trägerschaften aufgebaut werden können.

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