Wohnbedürfnisse 70plus im Prättigau, August 2021
Am 18. August 2021 haben wir die Veranstaltung «Wohnbedürfnisse 70plus» im Bildungszentrum Palottis in Schiers durchgeführt. An der Veranstaltung wurden die Erkenntnisse aus der Befragung von Seniorinnen und Senioren diskutiert, die wir im Herbst 2020 im Rahmen des Modellvorhabens «Wohn- und Lebensraum für Senioren und andere Neustarter» durchgeführt haben.
An der Befragung haben 440 Personen aus der Region Prättigau/Davos teilgenommen. Rund 30% der Befragten im Alter von 60- bis 99 Jahren sind generell bereit, vor dem Umzug in ein Pflegeheim nochmals umzuziehen.
Dazu braucht es u.a. ein passendes Wohnungsangebot und ein gutes Wohnumfeld. Neben Alterswohnungen mit Service sind insbesondere auch nicht betreute hindernisfreie Wohnungen gefragt.
Viele Senioren wären bereit, von Eigentums- in Miet- oder Genossenschaftswohnungen zu ziehen.
Schliesslich gibt es ein recht grosses Interesse an (gemeinnützigen und) partizipativen Mehrgenerationenprojekten.
Im Anschluss an die Präsentation diskutierten Fachpersonen, Gemeindevertreter und Interessierte in drei Gruppen, wie die Nachfrage nach bedürfnisgerechtem und altersgerechtem Wohnraum kanalisiert werden könnte, wie sich das Wohnungsangebot erweitern liesse und wie Mehrgenerationenprojekte partizipativ entwickelt werden können.
Erkenntnisse aus den Gruppenarbeiten sind:
- Alternative Angebote: Mit der Flury-Stiftung haben die Prättigauer Gemeinden einen starken und kompetenten Partner für die Bereitstellung von Alterswohnungen mit Service. Als Alternativen für das Wohnen im Alter kommen moderne (hindernisfreie) Eigentumswohnungen oder (seltener) Mietwohnungen in Frage. Es ist heute unklar, wer auf Senioren ausgerichtete ergänzende Angebote entwickeln könnte. Die Nachfrage nach unterschiedlichen Trägerschaften und Wohnmodellen, bzw. «mehr Artenvielfalt» im Bereich Wohnen im Alter ist jedenfalls gegeben.
- Mehrgenerationenwohnen: Laut der Befragung wünschen sich viele Seniorinnen und Senioren ein generationengemischtes Wohnumfeld. Was das heisst und in welchem Ausmass das auch funktioniert, ist nicht klar. Die Erfahrung zeigt, dass Kinder und Spielplätze auch zu Generationenkonflikten führen können. Es braucht eine Diskussion über «richtige» bzw. sinnvolle Formen der Altersmischung, die über das «Senioren+Kinder»-Modelle hinausgehen. Für die Flury Stiftung stellt sich die Frage, ob eine stärkere Generationenmischung denkbar wäre.
- Mitwirkung: Heute gibt es wenige Projekte, die unter Einbezug der künftigen (älteren) Bewohner entwickelt werden. Um aus bekannten Mustern auszubrechen, wäre es wünschenswert, Nutzer bereits vor der Erstellung von Nutzungskonzepten und Raumprogrammen einzubeziehen. Damit sich auch «neue Gesichter» einbringen, braucht es niederschwellige Prozesse, mit denen Senioren frühzeitig angesprochen werden.
Aus den Diskussionen ergeben sich drei Themen, die in der Region weiterverfolgt werden können:
- Welche zusätzlichen Wohnungsangebote braucht es für die Zeit zwischen dem Einfamilienhaus/der Familienwohnungen und der Alterswohnung mit Service?
- Welche Modelle für Generationenwohnen funktionieren in der Region?
- Wie lassen sich niederschwellige Mitwirkungsprozesse durchführen, an denen sich eine breite Zielgruppe und nicht nur engagierte Seniorinnen und Senioren beteiligen wollen?